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Pressemitteilung der Kooperative Kulturelle Bildung Köln

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Hellgelb auf Dunkelgelb. bis zu 50% Kürzungen
2. Dezember 2024
Die Stadt Köln droht bei den Kulturpädagogischen Einrichtungen mit Kürzungen in Höhe von bis zu 50% — und riskiert damit Millionenverluste…

Die Stadt Köln droht bei den Kulturpädagogischen Einrichtungen mit Kürzungen in Höhe von bis zu 50% — und riskiert damit Millionenverluste.

Der Haushaltsentwurf sieht zahlreiche Kürzungen im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit vor. Besonders stark betroffen sind auch die Kulturpädagogischen Facheinrichtungen. Neben insgesamt 10 Stellen, die wegfallen sollen, werden die Einrichtungen zusätzlich bedroht durch die Kürzung der Integrationsmittel sowie die Streichung des Strukturförderfonds und des Ferienhilfswerkes.

Einzelnen Facheinrichtungen droht durch die Kürzung in Höhe von bis zu 50% der Förderungen das Aus. Doch durch diese Kürzungen gehen der Stadt auch Millionen an Drittmitteln verloren, die bislang durch die geförderten Stellen eingeworben wurden. Besonders stark betroffen von den im Haushaltsentwurf vorgesehenen Kürzungen sind die Kulturpädagogischen Facheinrichtungen, von denen es in ganz Köln gerade mal elf gibt. Eine im Verhältnis kleine Zahl für eine Millionenstadt.

Diese elf Einrichtungen erreichen mit einem enormen Einsatz pro Jahr bis zu 47.000 Kinder und Jugendliche. Somit leisten sie eine bedeutende Arbeit nicht zuletzt in den Bereichen der Demokratie- und Meinungsbildung. Die Einrichtungen können bereits jetzt den Bedarf nicht decken und kämpfen mit steigenden Kosten.

Wegfallen sollen unter anderem insgesamt 10 Stellen

2020 wurde die Förderung der Kulturpädagogischen Facheinrichtungen um eine halbe Stelle pro Einrichtung aufgestockt. Als Ergebnis stieg die Zahl der erreichten Kinder und Jugendlichen um 50% an — und das trotz Corona! Eine Hauptaufgabe der zusätzlichen Stellen lag in der Akquise von Drittmitteln und in der Koordination damit ermöglichter Zusatzprojekte. Dadurch steigerten diese Zusatzstellen nicht nur die Anzahl der erreichten Kinder und Jugendlichen, sondern auch die der eingeworbenen Drittmittel und der Projekte — und zwar um 70%!

Diese Stellen sollen jetzt gestrichen werden. Darüber hinaus gestrichen werden soll auch der Strukturförderfond, mit dem die Einrichtungen die Kostensteigerungen aufgrund der Tarifsteigerungen mit abfangen konnten. Auch weitere Kürzungen, wie bspw. die Streichung des Ferienhilfswerkes und der Integrationsmitte, treffen die Kulturpädagogischen Einrichtungen. So entstehen bei einzelnen Akteuren Kürzungen in Höhe von bis zu 50% der städtischen Mittel. Das ist existenzgefährdend.

Durch die Kürzung gehen der Stadt Millionen verloren

Die Stadt würde durch die Streichung der 10 Stellen jährlich 400.000 Euro einsparen: Das entspricht rund 0,1% des erwarteten städtischen Defizits für 2025 — das hilft der Stadt also relativ wenig. Im Gegenteil: Köln verlöre durch diese Streichung jährlich rund anderthalb Millionen Euro – denn diese Summe an Drittmitteln konnten durch diese Stellen alljährlich zusätzlich eingeworben werden. Die Kulturpädagogischen Einrichtungen haben allein 2023 zusätzliche Mittel in Höhe von 3.885.000 Euro eingeworben: Geld, das direkt in die Arbeit mit Kölner Kindern und Jugendlichen fließt – und Geld, von dem ein großer Teil durch die Streichung zukünftig verloren ginge.

Erst vor kurzem wurde bekannt, dass das z. B. LATIBUL aus Bundesmitteln 11,6 Millionen Euro Unterstützung für den Bau von einem festen Gebäude erhält. Die Summe könnte die Einrichtung in die Stadt bringen, wenn sie in der Lage bliebe, weiterzuarbeiten.

Die Konsequenz: steigende Radikalisierung unter den Kindern und Jugendlichen

Die Kürzungen zu spüren bekommen werden in erster Linie Kinder und Jugendliche in benachteiligten Sozialräumen. Es ist kein Zufall, dass gerade in diesen Stadtteilen eine steigende Radikalisierung unter den Jugendlichen zu beobachten ist. Die durch den Wegfall der kulturpädagogischen Projekte entstehenden Lücken für Gemeinschaftsbildung und Repräsentation können von antidemokratischen Kräften schnell gefüllt werden.

Besonders in Zeiten von multiplen Krisen, gesellschaftlicher Entfremdung und Spaltung, in einem transkulturellen Miteinander braucht eine Stadt wie Köln Orte, an denen junge Menschen sich zeigen, ausdrücken und ausprobieren können. Autoritäre Radikalisierungsprozesse sind in erster Linie unter Jugendlichen und unter jungen Männern zwischen 18 und 24 Jahren zu beobachten. Diese Menschen erfahren bereits in jüngeren Jahren Frustration und Einsamkeit und lassen sich somit auch leicht zur Radikalisierung hinziehen. Soziologen erklären das mit entstehenden Repräsentationslücken: diese Gruppen fühlen sich nicht gesehen. Dagegen helfe die Stärkung der Familien, der Vereinsstrukturen und der Begegnungsorte. Demokratie braucht Begegnung, Austausch und Miteinander. Demokratie braucht Orte der Kulturellen Bildung!

Die Kulturpädagogischen Facheinrichtungen wurden nach der Corona-Krise verzweifelt gerufen, weil Kinder und Jugendliche enorme Defizite hatten – physisch wie psychisch. Sie wurden gerufen, als viele Geflüchtete zu uns kamen, um die Menschen aufzufangen. Dies zeigt klar und deutlich: Kulturelle Bildung ist kein Nice-to-have – sie ist ein Muss. In diesem Bereich zu kürzen ist fahrlässig und zu kurz gedacht.

 

Köln, den 25.11.2024

 

Weitere Informationen

Zu den betroffenen Kulturpädagogischen Facheinrichtungen gehören:

JFC Medienzentrum

Jugendkunstschule Rodenkirchen

Kölner Spielecircus

Kölner Spielewerkstatt und Malraum

LATIBUL Theater- & Zirkuspädagogisches Zentrum Köln

MuKuTaThe Werkstatt für Musik, Kunst, Tanz, Theater

Offene Jazz Haus Schule

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Theater ImPuls 

Die elf Kulturpädagogischen Facheinrichtungen wurden 2024 von der Stadt Köln mit 1.415.000 Euro gefördert. Die Streichung der genannten Stellen bedeutet eine Kürzung je nach Träger zwischen 28% und 50%. Die verbleibenden Stellenkontingente in Höhe von 62.000 Euro pro Jahr und volle Stelle wurden seit Jahren nicht erhöht und decken inzwischen nur noch einen Teil der realen Ausgaben ab.

 

Pressekontakt:

Christoph Horstkotte | Sprecher der Kulturpädagogischen Facheinrichtungen c.horstkotte@spielewerkstatt.de | Tel: 0177 2371 089

Eva Adorjan | stellv. Sprecherin der Kulturpädagogischen Facheinrichtungen e.adorjan@latibul.de | Tel: 0170 7329 259

Sascha Düx | Geschäftsführer ROOTS & ROUTES Cologne e. V. sascha@rrcgn.de | Tel: 0177 3685 187

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